Mädchen weniger in Sportvereinen vertreten als Jungen
Im Kinder- beziehungsweise Jugendsport scheint es eine soziale Ungerechtigkeit zu geben. Denn laut Statistiken des Bayerischen Landessportverbandes treiben 20 % weniger Mädchen als Jungen in entsprechenden Vereinen Sport. Im Alter von 11 bis 13 Jahren sind demnach dort nur 40 % aktiv und im Jugendalter nimmt diese Präsenz noch zusätzlich ab. Unter den Jungen gehen im Kindesalter immerhin 60 % zum Vereinssport und im Alter von 14 bis 17 Jahren sind es sogar noch mehr.
Die Ursachen für dieses Ungleichgewicht könnten darin begründet sein, dass viele Mädchen den Zugang zum Sport bereits im wichtigen Grundschulalter verpassen und somit auch einen Anschluss an den Vereinssport nicht finden. Wenn die Kinder nicht bereits in frühen Jahren durch entsprechende Angebote zum Beispiel in den Schulen an einzelne Sportarten herangeführt werden, tun sie sich später sehr schwer, sportlich aktiv zu sein.
Während Jungs in Sachen „Sport“ sehr selbstbewusst sind, nimmt das sportliche Selbstbewusstsein bei den Mädchen mit zunehmendem Alter eher ab. Das mag auch daran liegen, dass sie laut der öffentlichen Meinung für einige Sportarten, die häufig in Vereinen angeboten und gefördert werden, doch weniger geeignet wären. Abgesehen davon legt die Mehrheit der Mädchen größeren Wert auf die Anerkennung seitens ihres Umfeldes bezüglich ihrer sportlichen Leistung. Sobald dieses Umfeld ihnen gegenüber nicht stabil, sondern eher kritisch eingestellt ist, kann sich ihr sportliches Selbstbewusstsein nicht optimal entwickeln, so die Aussage der Wissenschaftler.
Ein gutes Beispiel dafür liefert der Fußballsport in der Form, wie er vom Deutschen Fußballbund gesteuert wird: Weibliche Kinder und Jugendliche sollten möglichst lange in Jungenmannschaften spielen, um sich zu einem förderfähigen Status zu entwickeln. Diese Empfehlung berücksichtige jedoch nicht die individuellen Ansprüche vieler Mädchen, um sich optimal zu entfalten. Nicht ohne Grund ist die Zahl der erfolgreichen Fußball-Mädchenteams also geringer, da sie schon in ihrer frühen Jugend nicht spezifisch gefördert werden, sondern sich in geschlechtsgemischten Mannschaften behaupten müssen.
Reinder, H.
Mädchen im Sport fördern: eine systemtheoretische Reflexion der Minderung von sozialer Ungleichheit durch pädagogische Praxisprojekte, in: Pundt, Johanne; Scherenberg, Viviane (Hrsg.), Gesundheit in Bewegung: Herausforderungen und Möglichkeiten körperlich
APOLLON University Press
8/2022: 175-199.